Où C'etait L'Odysse?

Marco und ich nach 11 Tagen am Ende des GR20
Marco und ich nach 11 Tagen am Ende des GR20

Es ist der 11.Tag auf dem GR20 und ich wache nach einer weiteren, sternenklaren Nacht Cowgirl Camping auf im Refuge D'Asinau auf. 

Marco und ich kochten uns Porridge und liefen auch heute wieder relativ früh los.

Auch heute wollen wir nämlich noch eine Extra-Tour um die Klettertürme der Süd Insel machen. Bereits konnten wir einige von ihnen im Morgenlicht erkennen.

Diese Tour bedeutet aber nochmals 500 Höhenmeter mehr rauf und runter als die Original GR20 Tour.

Erst führte uns der Trail relativ flach durch den Wald, immer weiter aus dem Tal raus.

Dann führte uns die Route eben genau diese Höhenmeter links den Hang hinauf.

Anstrengend, aber es hat sich definitiv gelohnt. Beeindruckende Klettertürme stehen vor uns. Und je weiter wir gehen, desto mehr davon kommen zum Vorschein.

Wir machten eine kurze Pause und stärkten uns mit diversem Hiker Frass.. 

Auch der Abstieg führte uns vielversprechend um die Türme rum. Ich kann jeden Kletterer verstehen, der so was klettern will. Es kam eine Passage mit einer Stahlkette. Wie wir sie schon einige Male auf dem GR20 hatten.

Drei Hiker, welche von Süden herkamen befanden sich gerade in Abstieg.

Da die Kletterstelle relativ lang war, verstauten wir unsere Stöcke zum ersten Mal im Rucksack für den Aufstieg.

Die drei Jungs waren nun unten und der eine fragte mich.

"T'es sure, que tu veux monter la?"

"C'est pas simple"

....

Ich murmelte etwas von wegen...

"Ca va aller" und "Le nord est pas simple"

Nur weil er sich die Hosen voll scheisst, heisst das noch lange nicht, dass ich das auch tue...

Und überhaupt was soll eigentlich dieses Scheiss männliche Ego-Getue?


Sich bei jedem Pipi über die Schuhe zu pissen, c'est pas simple... 

Die Tage auf dem Trail zu haben, c'est pas simple...

Lange Haare auf dem Trail zu pflegen, ohne sie nachher abrasieren zu müssen, c'est pas simple...

Aber eure fucking irritierten Blicke zu kassieren, wenn euch eine Frau überholt, das ist unbezahlbar und so was von "simple" 

Frauen haben mit ganz anderen Dingen zu kämpfen als ein paar Höhenmeter und Kletterstellen.


Und kleiner, erbärmlicher Hiker:

1.Friss meine shorts... 

2.Du kannst wieder kommen wenn du mir einer Moon Cup umgehen kannst... 


Jedenfalls war die Kletterstelle kein Problem.

Man sollte halt nicht über Menschen urteilen, die man nicht kennt...

Aber grundsätzlich werd ich lieber erstmals unterschätzt und roll dann das Feld von hinten auf.

Wie gesagt, die Blicke sind unbezahlbar. 


Um die Türme zu laufen war sehr imposant und mit jedem zurückgelegten Meter konnten wir wieder neue Details in den Felsen erkennen weil sich der Blickwinkel änderte.


Der Abstieg war wie immer auf dem GR20 steinig und steil, jedoch führte er uns zu einer Art Campingplatz (Bocca di Bavedda) mit Restaurant welches wir natürlich sofort stürmten.


Wir lasen die nächsten beiden Etappen im Wanderführer nach und der beschrieb sie als wunderschön und in 6.5 Stunden machbar.

Es war erst Mittag und unsere Beine fühlten sich immer noch gut an. Es war entschieden: wir werden versuchen noch heute nach Conca zu laufen.


Der Trail führte uns kurze  Zeit auf einer Fahrstrasse entlang. Und dann wieder etwa 250 Meter hoch.

Vor uns das Meer, hinter uns die wunderschönen Berge mit ihren Spitzen die in den Himmel ragen.

Wir kamen bald zur nächsten, der letzten Refuge auf unserem Trail vorbei. Wir machten dort aber keinen Halt und liefen auf einem schönen, flachen Weglein weiter.

Nochmals eine Steigung... Scheisse ist das heiss... Scheisse ist das steil... 

Dr GR20 lässt uns also nicht so einfach gehen...

Nimm das, GR und ich stocherte mich einmal mit meinen Wanderstöcken irgendwie hoch...

Die Aussicht ist immer noch atemberaubend. Doch unsere Beine sind nun doch etwas müde und ich wage zu behaupten es war heute der heisseste Tag auf dem Trail. Kein Lüftchen... Nichts...

Wir sehnten und nach einer Abkühlung. 

Und dann sahen wir tatsächlich eine grüne Oase inmitten einen Wald. Sogar das Wasser war warm. Aber immerhin war der Schweiss wieder mal abgewaschen. 

Nun sah es so aus als würde der Trail nun endlich noch die 1000 Höhenmeter runter gehen nach Conca... Vielleicht ja gar entlang des Bachlaufs?

Weit gefehlt... 

Nochmals eine Steigung und dann mehrere Kilometer lang immer wieder  ca. 20 Höhenmeter runter und 30 wieder rauf... WTF?

Ich kanns nicht glauben, von den 180 Kilometer GR20 hab ich Kilometer 177 (ca. ) verflucht.

Ja zum ersten Mal verfluche ich den Gr20...


Gehen. Weitergehen. Denk ich mir.

Long distance hiking hat was von einer Geburt. Manchmal verflucht man es, aber wenn dann das Baby da ist, sind alle Strapazen und Schmerzen vergessen. Ungefähr so ist es wenn man dann sein "Ziel" erreicht. Und irgendwie sind die eigenen Grenzen zu spüren auch ein Grund solche Dinge überhaupt zu machen. Sonst hätte ich mir ja auch all inclusiv Strandferien buchen können.


Nach dem hergewünschten Abstieg kamen wir uns kleine Dörfchen Conca. Gerade als wir aus dem Wald kamen, sprachen uns ein älteres Paar an. Woher wir den kommen würden. Wir erklärten ihnen den GR20 und ernteten dafür hat Applaus.


Im Restaurant  "le soleil levant" tank ich das beste Pietra Bier auf dem Trail und überhaupt.

"C'est le terme de votre odysee" heisst es auf dem Finisher Schild des GR20 gerade vor dem Restaurant.

Bis auf Kilometer 177 fand ich es überhaupt keine Odysee😂

Wir haben den Gr20 ausgelutscht und so ziemlich jeden zusätzlichen Gipfel oder Tour auf dem Weg abgewandert und genossen. 

Ich liebe den Gr20 und kann ihn jedem einfach nur empfehlen. Eine wunderschöne Insel mit beeindruckenden Bergen. Mit Herausforderungen.


Und dies mit so einem coolen hiking buddy wie Marco zu teilen ist einfach nur "huerä guät" 

Marco : Danke fürs Warten, mir die Stöcke und Rucksack abzunehmen bei den scheierigen Stellen. Fürs Navigieren... (Scheisse, ohne dich würd ich wohl immer noch den Trailhead in Calanzana suchen...) 

Danke für die täglichen Tausend tiefschwarzen Lacher, Lästereien und Gespräche. Danke für die vielen tollen Fotos. 

Danke fürs motivieren mich die Berge hochzuziehen und wieder runter zu lotsen und vor allem fürs vom winde verwehte Hüte und Wasser holen 🤪

Ohne dich wäre es vielleicht eine Odysee geworden... 😂


GR20 Grand Randonée

Du hesch viläch minr Schueh mögä...abr mi nid!


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