Ein leckeres Frühstück aus fremden Spezialitäten erwartete mich in Namanga. Die letzten Tage hatte ich etwas wenig gegessen und nun so richtig Hunger.
Ich wusste es würde mich ein ziemlich strenger Tag erwarten heute, denn zwischen Namanga und Arusha ist wohl nicht viel.
Kaum war ich aus der Stadt raus erwartete mich wieder einsame Steppe.
Es überholten mich nur etwa 5 Autos in 2 Stunden. Ich war alleine. Bereits die letzten Tage schaute ich mich stets nach Tieren um. Bis auf ein paar Antilopen konnte ich aber jeweils nur noch Kühe, Geissen, Schafe und Massais sehen.
Dann plötzlich, sah ich eine Giraffe nur wenige Meter vor mir, direkt neben der Strasse von einem Baum essen.
Natürlich stoppte ich sofort und beobachtete das Tier. Nur langsam entfernte es sich von mir und ich konnte weiterhin Fotos von ihm machen.
Für viele Minuten waren da also nur ich und die Giraffe die sich anstarrten.
Vielleicht können das einige nicht verstehen aber ich habe geheult vor Freude.
Ein so spezieller Moment. Endlich war ich in diesem Afrika angekommen, welches ich mir vorgestellt hatte. Einsame Strassen, öde Steppen und all diese Tiere, die mich schon als Kind in den exotischen Büchern und Zeitschriften fasziniert haben.
Ich hätte noch Stunden mit der Giraffe verbringen können, wusste aber, dass ich noch einige Kilometer zurücklegen muss heute.
Etwa einen Kilometer weiter dann - ich glaub nicht - eine Polizeikontrolle... Es ist doch Sonntag? Und schon war ich also zum ersten Mal froh, gestern die Einreise legal gemacht zu haben.
Ein mit Schlagstock bewaffneter Beamter stoppte mich, schaute mich an und fragte, was ich vorhabe.
Ich erklärte ihm mein Plan.
Ein zweiter Beamter kam hinzu und fragte nach meinem Pass.
Er schaute ihn an und stellte fest, dass ich gestern eingereist bin und das Recht hätte Drei Monate zu bleiben.
Sie lachten mich an oder aus und meinten nur ich sollte doch Jemanden bei mir haben der mich begleitet.
Ich lachte sie an oder aus und fuhr weiter...
Es war besser als gestern auf dem flimmrigen Schwarz-Weiss TV Tier-Doku zu schauen in meinem Zimmer. Viel interessanter was ich hier sah. Eine Baby-Antilope querte die Strasse. Und dann - 4 Giraffen auf einmal. Auch ihnen konnte ich lange zusehen.
Unglaublich faszinierende Tiere, wie ich finde.
Langsam wunderte ich mich über die Massais. Sie müssen hier in Tanzania irgendwie anders ticken als in Kenya.
Auch sie winkten mir freundlich von der Strasse zu schrien mir aber dann Dinge auf Suaheli hinterher. Es dauerte eine Weile bis ich begriff, dass sie Wasser von mir wollten. Für heute sollte ich zwar genügend mühsam gefiltertes Wasser bei mir haben. Jedoch nur für mich. Und immer rechne ich noch eine Panne mit Arby auf dem brennenden Asphalt mit ein.
Ich nähere mich dem Mt. Meru und werde von einem nicht sehr gesprächigen (sein Englisch und mein Suaheli sind halt einfach nicht sehr gut) Velofahrer begleitet. Ich habe das Gefühl ich komme nicht vorwärts. Ist was mit Arby nicht in Ordnung? Es geht schliesslich bergab. Geht es bergab? Ich konnte nicht mehr unterscheiden ob es bergab oder bergauf ging. Es war aber eine langezogene Steigung für 25 Kilometer, die an meinen Kräften zerrte. Mit Arby war alles in Ordnung.
Ich legte eine Pause ein und liess Jazz, mein Begleiter weiterziehen.
Ich war langsam bergauf und jedes Massai-Kind winkte, und lief mir schreiend hinterher.
Scheisse die Kinder haben Durst. Und die Weisse Frau macht Urlaub hier in der trostlosen Wüste von Tanzania. Ich hadere...
Ich habe zwar Mitleid mit den Kids, merke aber schnell, dass sie eingetrichtert bekommen haben. Weiss = Geld. Ich heisse jetzt nicht nur mehr Mzungu sondern auch Money.
Die Kinder rennen mir hinterher, fuchteln wild mit den Armen und versuchen mich sogar vom Bike zu kriegen.
Was für eine Höllenfahrt. Immer noch steigt die Strasse an und ich bin kaum schneller als die Kids zu Fuss.
Ich realisierte ziemlich schnell, dass ich in dem kleinen Dorf, welches ich mir für eine Übernachtung vorgemerkt habe, sicher nicht bleiben werde. Aber auch dieses war noch 10 Kilometer entfernt.
Arusha, die nächste, grosse Stadt über 50 Kilometer...
Ich verlor meine Geduld, und als mich einige Kinder wieder fast vom Bike warfen, schrie ich sie an. Sie lachten mich aus. Hörten aber auf mir nachzurennen.
Ich weiss nicht wie ich reagieren soll. Ignorieren? Anschnauzen? Oder trotzdem versuchen freundlich zu sein? Mein Herz sagt Letzteres, nur kann ich wohl nicht jedem Kind auf meinem Weg erklären, dass ich es nicht mag wenn man mich nur auf meine Hautfarbe reduziert und das Schwarz und Weiss genau gleich ticken und funktionieren. Und ich werde nicht jedem Kind Wasser und Essen geben können.
Irgendwie muss ich damit klarkommen denke ich mir und versuche an die Giraffen heute Morgen zu denken.
Auch das ist Tanzania oder?
Momentan mag ich aber Tanzania gar nicht. Es wird mit dem Finger auf mich gezeigt. Es wird gerufen und gelacht und ich werde andauernd nach Wasser, Essen oder Geld gefragt. Mit dem allem könnte ich noch leben aber auf dem Velo attackiert zu werden, - wenn auch von Kindern das geht mal gar nicht. Auf dem Velo ist man solcher Angriffe völlig ausgeliefert.
Ja, es werden sogar Früchteschalen nach mir geworfen.
WTF? Tanzania, was läuft...
Ich mach mir Gedanken wie sich ein Schwarzer in Europa vor 50 Jahren gefühlt haben muss und ich möchte mich in aller Form für das Verhalten der Weissen entschuldigen. Wir müssen uns genau so dämlich Verhalten haben und leider gibt es sogar heute noch solche Idioten. Wahrscheinlich ist es eine grosse Neugierde und zugleich Skepsis dem Fremden gegenüber.
Ich habe diese Reise freiwillig unternommen und ich bin hier zu Gast und ja, ich sehe anders aus. Meine Haut ist nicht nur weiß sondern auch dicker als jede Elefantenhaut.
Trotzdem fühle ich mich nicht wohl.
Auch das ist Rassismus meine lieben Tanz...
Ich schwor mir, die nun schon zum 14x angeschrieben 30 Kilometer, nach Arusha zu fahren und mir für Heute ein schönes Hotelzimmer zu gönnen.
Ich muss mir darüber klar werden, ob ich Tanzania aushalte.
Es werden bessere Orte kommen, ich weiss... Tiere... Nette Menschen... Es stellt sich nur die Frage ob ich in Richtung Küste soll, oder doch möglichst schnell einfach südwärts runter Richtung Malawi.
Ich weiss nicht ob ich mir wünschen soll, dass die Tanz mehr oder weniger an Weisse gewöhnt sind.
Nun schöpfe ich wieder Hoffnung als ich mir überlege, dass so ziemlich jeder Ausländer der in die Schweiz einreist erst Mal nach Zürich gerät.
Da würde ich meine Schweizer-Reise auch erstmal hinterfragen...
Vielleicht sind die Tanzanischen Massais ja einfach die Zürcher von Tanzania? Es muss doch auch noch irgendwo Berner, Bündner oder Walliser geben hier?
Ich werde sie suchen...
Nun bereits eine Zweite Polizeikontrolle. auch diese passierte ich ohne Probleme...
Zum Glück, zum Glück habe ich gestern die komplizierte Einreise gemacht.
Endlich ging es bergab. Alles was ich auf der anderen Seite des Mt. Merus hochgefahren bin gehts nun auf der anderen Seite wieder runter. Kurz hat es mich noch veregnet. Es war aber angenehm nach diesem heissen Tag ein paar Tropfen abzubekommen.
So konnte ich auch die
"30" Kilometer nach Arusha noch schaffen.
Ich gönnte mir heute ein ziemlich schickes Hotelzimmer.
Eines wo ich mich verstecken und Gedanken machen kann.
Endlich Ruhe...
Noch am selben Abend beschloss ich Tanzania noch eine Chance zu geben und Morgen weiter in Richtung Küste zu fahren.
Ich wurde vom grünen, satten Klima überrascht als ich Arusha verliess. Nun konnte ich auch endlich den Mt. Meru in all seiner Pracht sehen. Er sieht trotzdem nicht aus wie 4500m. eher wie ein "Ämmitaler-Hoger"...
I auf meiner Fahrt heute stellte ich dann fest, dass es "nur" die Massais sind die mich wirklich belästigen. Die restlichen Tanz wirken auf mich recht freundlich.
Weitere Unterschiede sie ich zwischen Kenya und Tanzania feststellen kann sind die Häuser, die nun doch einen etwas stabileren Eindruck machen und meist ein steiles Dach haben. Wellblech ist immer noch hoch im Kurs, jedoch sieht man auch hie und da gemauerte Wände. Auch die Autos sind etwas moderner. Die Menschen tragen Alles auf dem Kopf....Früchte, Einkäufe, Verkäufe, Sofas...aber keine Masken! Mann ist das schön ohne Maske einkaufen zu gehen...
Die Verständigung ist viel schwieriger geworden, viele Tanz sprechen gar kein Englisch. Ich weiss nicht ob die Sprachbarriere der Grund ist, aber ansonsten kommen mir die Tanz etwas kühler vor als die Kenyaner. Nicht aber weniger freundlich.
Die Massais sollten nun immer weniger werden auf meiner Reise in Richtung Süden.
Immer wieder und in stetem Auf und Ab und mit viel Gegenwind, kam ich durch sympathische Dörfer mit vielen Lodges.
Nur wenige Male wurde ich von Massai Kids gerufen. Ein Erwachsener haute auf meine Satteltaschen als ich an ihm vorbei fuhr. Ich schrie ihn an. Wer als Einziges Mädchen mit 10 Jungs in der Klasse war, kommt auch noch gegen einen Massai Krieger klar. Ich wusste dich es hilft mir Mal....
Die Tuk_Tuk-Fahrer schicken mir Luftküsse zu...
10 Jahre Gastgewerbe, auch mit sexueller Belästigung komm ich klar....
Jede Herausforderung im Leben hilft einem weiter.
Hätte nur nie gedacht in Afrika 😂
Ich steckte mir für Heute das Ziel nach Moshi zu kommen. Moshi ist "der Town" um den Kilimajaro zu besteigen. Folglich sollten sich die Menschen dort, Touristen gewöhnt sein.
Für mich kommt den Kili zu besteigen nicht mehr in Frage.
Touren hinauf werden mir in Moshi, wie einem Mann in Thailand Happy Ends angeboten....
Ich bin glücklich auf dem Mt. Kenya gewesen zu sein.
Einen für mich, viel interessanteren Berg.
Da das Display meines E-readers leider schon länger gebrochen ist, und er seitdem nicht mehr funktioniert, bin ich nun Lektürenfrei...
Ich entdeckte einen Buchladen, den ich gleich stürmte. Afrikanische Geschichts- und Sprachbücher und etwa 3 Krimis waren vorzufinden. Ich hab mich dann für das, wie ich finde, sehr passende Buch
"The subtle art of not giving a F*ck" entschieden. Bücher sind unglaublich teuer hier. Es hat mich umgerechnet 13 Franken gekostet. Mehr als mein Zimmer für heute Abend. Ich freue mich aber es zu lesen und nicht immer nur aufs Handy zu starren.
In Moshi ist man Touristen zwar gewohnt, dies merkt man aber auch den Preisen und den Angebot hier an.
Am Abend suchte ich mir ein Restaurant um etwas zu Essen. Die Kellnerin sprach nur Suaheli aber wir verstanden uns. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich einfach Irgendwas zu Essen haben möchte und sie brachte mir In Ei gebratene Pommes Frites.
Langsam getraute ich mich wieder unter Menschen zu gehen. Sogar Abends. Beim zurücklaufen ins Motel wurde ich stets von irgendjemandem begleitet. Die letzten paar Hundert Meter begleitete mich Sailas. Ein Massai der genau aus der Gegend kommt, wo ich die schlechten Erfahrungen gemacht habe. Die Mt. Meru Region.
Mann, der Typ hat innert 10 Minuten gerade sein Volk gerettet. Ein unglaublich smarter und freundlicher Typ, der einfach an meiner Geschichte interessiert war und es toll findet wenn jemand mit dem Bike durch Afrika fährt und nicht einfach eine Safari bucht. Wir verstehen uns.
Währenddessen wir redeten, zeigte sich mir der Kili erstmals ohne Wolken vor mir.
Alles fängt sich also wieder an zum Guten zu drehen.
Bis zum nächsten Morgen als mich der Erste fragte, wie viel ich denn kosten würde...
Ich verliess also Moshi und fuhr weiter auf dem Highway bis Himo.
Kili hat sich wieder in den Wolken versteckt.
Die Menschen sind Mal nett, die Männer aber extrem respektlos.
Ich hab damit gerechnet. Es ist aber schon krass, was das mit einem macht.
Angst brauch ich von den Männern nicht zu haben, denn wenns hart auf hart kommt, erschrecken sie wenn eine Frau sich wehrt. Sie sind sich das nicht gewohnt... Es ist aber eine extreme Belästigung.
Immer wenn ich denke, dass es einer Gut mit mir meint und einfach nur grüsst, fliegen Luftküsse und Pfiffe hinterher.
Ich bin verdammt hart im nehmen aber es ist unglaublich was das zum Teil mit mir macht...
An einer sicheren Tankstelle machte ich Pause und schon wieder ein "How are you?"
in einem sauberen britischen Akzent allerdings. Ich machte mir also die Mühe und schaute auf.
Es war ein Weisser Kenyaner in meinem Alter.
Es war der netteste Mensch der mir bisher in Tanzania begegnet ist.
Wir unterhielten uns und er fand beindruckend, was ich mache.
In Himo bog ich dann auf den Highway nach Same ab und die Landschaft Tanzanias stimmt mich wieder happy.
Dem Pare Gebirge entlang führt eine wunderschöne Strasse ohne grosse Steigung. Vorbei an Palmen und Ananasplantagen.
Es ist schon sehr faszinierend in welchen kurzen Abständen die Landschaft von öder, trockener Steppe zu grünem, fruchtbaren Land wechselt.
Oh Tanzania du kennst meinen Ämmitaler-Grind nicht... Ich werde Dir jeden Tag wieder eine Chance geben...bis Du aufgibst oder meine Dreimonatiges Visa abgelaufen ist 😜🙃🦒
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Jürg (Dienstag, 02 November 2021 20:07)
Nur Mut Emmentalerin � die Frau hat in Tansania �� leider nicht den Stellewert wie in der Schweiz �� Tolle Geschichte, bin gespannt wie sie weiter geht �