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Hab ich grad einem Massai-Krieger ins Gesicht gekickt?

Sonnenaufgang  🌅 in Daressalam
Sonnenaufgang 🌅 in Daressalam

Von Msata aus schlug ich nun die Querstrasse nach Osten ein um nach Bagamoyo ans Meer zu kommen.

Erfahrungsgemäss geht es aber jeweils keineswegs runter ans Meer. Auch diesmal nicht. Es war eine schöne Fahrt nach Bagamoyo. Ich konnte aber mein Füdli etwas spüren. In einem kleinen Dorf machte ich Halt und war sofort von Fünfzehn Menschen umzingelt. Unter anderem einem verschwitzen Metzger mit Blutverspritztem Hemd. Ich glaube ich werd Vegetarier....Nein Stopp ich muss bis nach Afrika warten, hier kann man es sich nicht leisten etwas nicht zu essen... 

Am frühen Nachmittag habe ich dann Bagamoyo erreicht. 

Die Stadt ist ziemlich gross und hat etliche kleine Geschäfte. Ich folgte dem Schild Poapoa Restaurant. Im Dorfkern wirbt diese Restaurant nämlich mit Milkshakes. Dies führte mich direkt an den Strand des indischen Ozeans. Ich fand die Firefly Lodge und wollte mich dort erst im Massenschlag einqaurtieren. Dann habe ich jedoch den Campingplatz etwas unterhalb entdeckt, der dazugehörte. 

Ich werde campen. Dann habe ich den Luxus einer Lodge (Strom, Internet, Duschen) kann aber die Sterne sehen zum einschlafen. Noch dazu, nur etwa 20 Meter vom Strand entfernt. Ich beschloss gleich zwei Nächte hier zu bleiben. 

Noch nie habe ich so schlecht geschlafen hier in Afrika und das obwohl ich Draussen war. Normalerweise schlafe ich nie so gut, wie unter einem Sternenhimmel. 

Ständig hörte ich Schritte, relativ nahe an meinem Zelt. Mir war unglaublich heiss, obwohl ich nur das Moskitonetze aufgestellt hatte.  Da ich aber einigermassen in Zivilisation war, war ich nackt, was mir im Moskitozelt auch nicht gerade mehr Sicherheit gab. 

Als ich dann endlich gerade so eingeschlafen bin erwachte ich ab einem knurrenden und bellenden Hund, der mein Zelt versuchte anzugreifen. Schlaftrunken schrie ich auf. Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, dass es bloss ein Hund war. 

Am Morgen wurde ich dann mit Regentropfen auf meinem Gesicht geweckt. Es hat tatsächlich etwa Zwei Stunden geregnet. Schnell war ich - Oops immer noch nackt - draussen um die Regenplane auf mein Zelt zu montieren. Zum Glück war es noch Dunkel und niemand hat mich gesehen. 

Ich bekam sogar einen Kaffee hier in der Lodge und entschied mich dann in die Stadt zu gehen und ein Internet Kaffee zu suchen. 

Gestern habe ich nämlich geschlagene Vier Stunden lang versucht ein Touristenvisa für Malawi zu beantragen. 

Da man viele Dokumente hochladen muss und die Website immer wieder zusammengebrochen ist, war das auf meinem Handy natürlich etwas mühsam. Als ich es dann endlich fertig gebracht habe-wurde meine Kreditkarte für die Zahlung nicht akzeptiert. 

Ich dachte also, vielleicht würde es an einem Computer besser klappen. 

Tatsächlich fand ich ein Internetkaffee. Leider hat die Zahlung auch dort nicht funktioniert. Zumindest konnte ich meine Angaben nun auf meinem Account speichern. 

Keine Ahnung was ich da noch machen kann. 

Es scheint als wäre ein "Visa on arrival" in Malawi nicht möglich. Mit etwas Warterei und Schmiergeld werd ich das aber bestimmt auch fertig bringen. 

Bin ja schliesslich in Afrika... 

Wieder Mal hatte ich einen platten Reifen als ich zurück zum Zelt kam. Ich glaub es nicht. 

Sogar an meinem freien Tag - ohne auch nur einen Meter zu fahren - musste ich den reparieren. Naja wenigstens hab ich Übung. Diesmal half ich mit Tape nach. Es ist tatsächlich so, dass der Reparatur Flick einfach nicht gut hält. Ich werde mir heute noch irgendwie Sekundenleim besorgen müssen. Wie kann es nur passieren, dass ich den nicht mitdabei habe? 

Schliesslich bin ich bekannt dafür alles mit Superglue zu reparieren. Auch Schmerzhafte Blasen an meinen Füssen... 

Wenigstens habe ich eine Tagesaufgabe. Superglue finden... 

Die Firefly Lodge in der ich im Moment bin, ist supergemütlich. Einen wunderschönen Aussenbereich mit verschiedenen Sofas, Hängematten und sogar einem Pool. 

Viele Steckdosen und WiFi. Was will ein Biker-Girl mehr? 

Ich überlege mir sogar noch eine Nacht länger hierzubleiben. Denn auch die Stadt Bagamoyo selbst ist völlig relaxed und ich fühle mich wohl. Der Bericht im Reiseführer klang eigentlich nicht sehr vielversprechend über die Stadt die von der Fischerei  lebt und früher als Umschlagplatz des Sklavenhandels galt.... "Nur wer auf der Suche nach einem runtergekommenen Charme des stinkenden, dreckigen Fischerdorfes steht, solle einen Abstecher dorthin wagen. Und selbst die werden enttäuscht sein....."

So in etwa stand es im Reiseführer....

Der Strand ist zwar sicher kein Badestrand und ja, die  Stadt lebt von der Fischerei und das riecht man auch. Es ist eine unglaublich ruhige und freundliche Stadt mit der perfekten Grösse. Sie haben Milkshakes... Wieso stehen die wirklichen wichtigen Dinge eigentlich nie in Reiseführern? 

Am Nachmittag als ich auf der Suche nach Seundenkleber war, den ich auch gefunden hatte, (Ich komme langsam klar mit den kleinen Kiosk-Läden - die haben einfach alles) lief ich per Zufall an einem Velohändler vorbei. 

Er schraubte an einem Fahrrad herum und sah aus als hätte er Ahnung. 

Ich schilderte seinem Kollegen auf Englisch mein Problem mit dem Pedal und er meinte ich solle mit Arby zu ihnen kommen. 

Also ging ich zurück zur Lodge um Arby zu holen. 

Nun war der Englisch sprechende Kollege nicht mehr da und noch bevor, der Mechaniker etwas zu mir sagte, ging er ihn suchen da er sich sowieso nicht mit mir verständigen konnte.

Anscheinend war dieser nun aber unauffindbar und ich versuchte ihm mein Problem zu erklären. Er machte eine Probefahrt und konnte nichts feststellen. Es knackst ja auch nur manchmal und ist ja eigentlich nicht weiter schlimm. 

Dann spannte er meine Speichen nach um meine 8 (die ich seit je her im Rad hatte) zu korrigieren. 

Ich hab noch nie einen so talentierten Menschen gesehen. Mit nur wenigen Handgriffen fand er heraus welche Speichen wie viele Umdrehungen nachgespannt werden müssen. 

Ich konnte nur noch Staunen. 

Dann erklärte ich ihm das mit dem Flick auf meinem Schlauch. Auch da konnte er mir helfen und bastelte irgendwas mit Hitze, einem alten Schlauch und Druck. Eines ist klar, dieser Flick wird ein Leben lang halten. 

Das alles machte er mit einem Bruchteil an Werkzeug was ich auf meiner Reise dabeihabe. 

Und er wollte 3000 Schilling dafür, was ungefähr 1. 20 SFr entsprechend. Ich gab ihm 8.- und eine Cola. Er konnte es fast nicht glauben. Ich aber schliesslich auch nicht. Der Kerl soll ruhig Zwei Wochen leben können davon.

Sobald ich merke, dass jemand gar kein Englisch spricht, habe ich angefangen auf Schweizerdeutsch mit den Menschen zu sprechen.

Man hat die natürlichsten Gesichtsausdrücke und Körpersprache wenn man in der Muttersprache spricht.

Es war herrlich, wie er auf Suaheli und ich auf Schweizerdeutsch einander verstanden haben... 

Am nächsten Tag radelte ich am eine wunderschöne, nicht asphahltierte Strasse dem Meer entlang. 

Nach etwa 15 Kilometern kam ich leider dann aber wieder auf die stark befahrene Hauptstrasse Richtung Dar. 

Zum ersten Mal tat ich mich heute etwas schwer eine Lodge zu finden. Für mich war klar, ich werde nicht den ganzen Weg durch die Stadt machen wollen heute und kurz vor Dar irgendwo schlafen. Auf Google fand ich einige vielversprechende Lodges direkt am Strand welche jedoch alle irgendwie geschlossen waren. 

So endete ich in einem zwar tollen (Sogar mit Klimaanlage und richtiger Dusche inkl. warm Wasser) aber halt mit 20 CHF auch etwas teurem Hotel direkt an der Hauptstrasse. 

Für die nächsten Vier Nächte habe ich eine ähnliche Lodge wie in Bagamoyo für 16 CHF die Nacht gebucht. 

Ich freue mich darauf. Die Lodge-Betreiberin aus Bagamayo hat mir diese empfohlen und so wie es aussieht werde ih dort eine Art Strandhäusschen mieten können. 

Ich fuhr also durch die hektischen Strassen von Daressalam. Mir ist es allerdings fast lieber mit dem Bike statt mit dem Auto.

Natürlich war der Bahnhofschalter geschlossen.. Es war ja Sonntag... Und ich schon viel zu lange unterwegs um zu wissen welcher Tag heute ist.

Ich werde genügend Zeit haben das Ticket zu besorgen. Schliesslich werde ich 4 Nächte in der Stadt bleiben.

Das Mikadi Beach Camp war schnell gefunden und es stellte sich heraus, dass ich sogar campen kann... Noch besser als ein Strandhäusschen wie ich finde.

Am nächsten Morgen war ich früh wach und ich entschied mich bereits um kurz nach 6 Ihr im Meer baden zu gehen....Ich nahm also meine Hüfttasche (welche ich IMMER bei mir trage) und ein Tuch, legte diese an den Strand und watete in das angenehm warme Wasser. Immer wieder den Blick zurück zu meinen Sachen.

Bereits gestern hingen Massais am Strand rum... 

Was zum Teufel tun sie hier?

Einer lief auch am besagten Morgen schon hin und her. Er war mir suspekt.

Gerade als ich knietief (und bei Eppe ist das schon ziemlich weit) im Wasser war, lief der Massai an meinem Tuch vorbei, kniete nieder und versuchte meine Tasche zu stehlen.

Dort drin sind 1000 USD etwa 200 Franken in Schillings, mein Reisepass, Kreditkarten und mein Handy....

Ich rannte los und schrie so laut ich konnte...

Ja liebes Afrika... Ich bin vielleicht kein Kenianer, Rennen kann ich aber auch.

Der Typ ist von meinem Geschrei so erschrocken, dass er für kurze Zeit aufschaute... Dann wieder runter... Aber da war ich schon bei ihm... Kickte ihn ohne zu überlegen ins Gesicht, legte mich mit allen was ich habe auf meine Tasche und schrie weiter so laut ich konnte. 

Der Massai blieb wie angewurzelt stehen, liess von mir ab und deutete so was ich sei selber Schuld wenn ich meine Sachen am Strand und nicht hinter der Kordel der Lodge liesse.

Ja klar, dies berechtigt schliesslich Jeden einfach mein Hab und Gut zu stehlen.

Ich verstehe... 

Omg, habe ich tatsächlich gerade einem Massai-Krieger ins Gesicht gekickt?

Ja hab ich!

Aber ich hab auch noch all meine Sachen...

nicht auszudenken, wie sehr ich in der Scheisse gesteckt hätte, wenn er mir die Sachen wirklich gestohlenen hätte.. 

Zwei Dinge über mich: 

Don't touch me 

und 

Don't touch my things! 

Ich hab die Schnauze vom von Massais. 

Kann die rot karierten Tücher nicht mehr sehen.... 

Alles noch Mal gut gegangen. 

Ich war selbst von meiner eigenen Reaktion erschrocken. Intuitiv aber, hab ich wohl das Richtige getan. 

Heute versuchte ich bin also erneut zum Bahnhof zu kommen um ein Ticket zu kaufen.

Ich stoppte ein Tuk-Tuk welches mich mit zwei kleinen Pannen und einen Neustart dank Kurzschluss zweier Drähte im Cockpit dorthin führte.

Zu meiner Freude, war der Bahnhof diesmal geöffnet.

Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass ich wohl den ganzen Tag mit der Organisation des Tickets verschwenden werde. Nur eine Viertel Stunde später und keine 20 Chf ärmer war ich aber bereits stolze Besitzerin einer Fahrkarte (die aussieht wie ein Zirkuseintritt).

Arby könne ich problemlos mitnehmen... Muss dann wohl nochmal ca. 4 Franken bezahlen.

Mit dem Tuk-Tuk fuhr ich wieder zurück und radelte diesmal mit dem Bike los um meine Wäsche waschen zu lassen.

Ich konnte so einiges zum Waschen geben ausser Unterwäsche und Socken. Warum auch immer?!

Den restlichen Kleider wird eine anständige Wäsche nach einem Monat on the road allerdings guttun. Morgen könnte ich die Kleider abholen kommen.

Ich bin froh ist es nach dem lauten, hektischen Weekend nun ruhig in meiner Lodge und am Strand. Ich lese viel und mache ausgiebige Strandspaziergänge... 

 

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