Ja, es fiel mir ehrlich gesagt schwer, heute Morgen mein klimatisiertes Luxuszimmer zu verlassen.
Die Hitze ist bereits früh Morgens kaum zu ertragen.
Meine Vermutung bestätigte sich. Auch wenn ich ohne Mann unterwegs bin, werde ich von den Männern kaum belästigt.
Ach es ist so entspannend.
Ich kann wieder in Dörfern anhalten. Natürlich starren die Menschen mich an und wollen in Kontakt mit mir kommen. Privatsphäre gibt es grundsätzlich nicht hier in Afrika. Aber die Malawis sind herzensgute Menschen. Auch wenn es ein sehr armes Land ist, sind die Menschen kultiviert und wirken gebildet. Eine Frau ist eine Frau und ist etwas Wert.
Raj, der indische Velofahrer, hat mich einem marokkanischen Velofahrer ebenfalls von unserer Whatsapp Gruppe vorgestellt. Er fährt nördlich und wir werden uns voraussichtlich in Mzuzu treffen. Er ist seit Vier Jahren unterwegs. Er fragte mich ob ich Lust hätte ihn bei einem Vortrag in einer Schule in Mzuzu zu begleiten und meine Geschichte erzählen möchte.
Mal sehen wann ich in Mzuzu sein werde... Aber warum eigentlich nicht?
Die 60 Kilometer die ich auf der Strasse heute zurückgelegt habe war zwar grösstenteils flach, aber der Gegenwind macht mir das Leben echt schwer. Es fühlte sich wie 120 Kilometer an. Ich war selten schneller als 12 Stundenkilometer und trat meist in den kleinsten Gängen.
Heute schlafe ich in einer günstigen Lodge, die voller Spinnen ist. Crappy steht also wieder auf meinem Bett. Die Dusche erinnert mich - Sorry für den Vergleich - a mit einer Gaskammer in einem KZ. Eine Art Kellerraum - ohne Licht - der feuchte Geschmack der einem in die Nase sticht und natürlich auch hier, viele Spinnen.
Das Wasser war aber sogar ein bisschen warm und eigentlich ist das Zimmer somit gar nicht so schlecht.
Zwar hab ich gut geschlafen, war aber sehr früh wach und beschloss auch schon loszufahren.
Ich wusste, heute würde es eine grosse Steigung geben von mehrheitlich 30%.
Erst führte mich meine Strasse aber erst noch mehr oder weniger flach dem See entlang.
Ich traf nette Menschen, unter anderen, hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit einem Shopbesitzer. Er begrüsste mich vom Boden. Erst viel zu spät bemerkte ich, dass er keine Beine hatte.
Ich kniete mich zu ihm runter, bezahlte mein Wasser und ich konnte in seinen Augen sehen, dass er ein sehr intelligenter Mann war. Als ich ihm meinem Namen sagte, erinnerte er sich sofort an eine kanadische Sandra, die und Nakhata Bay eine Schule eröffnet hatte.
Ich war überrascht wie ruhig dann die Passstrasse zu fahren war. Fast kein Verkehr war zu sehen.
Hie und da Mal ein umgekippter Lastwagen.
Die beiden Herren begrüssten mich mit "Mambo" als ich das Nummernschild anschaute bestätigte sich mein Verdacht, dass es Tanzanianer waren, die die Kontrolle über den schweren Laster wohl in der Kurve verloren haben. Was ist nur aus "Pole Pole" geworden, Jungs?
Ich gab ihnen eine Flasche Wasser, obwohl ich selber nicht wirklich genug hatte.
Der Schweiss lief mit nur so runter und tropfte regelmässig von meinem Kinn auf meine Oberschenkel. Als dann das erste kleine Dorf kam, kaufte ich 2 Liter Wasser zur Weiterfahrt.
Die Gegend ist wunderschön. Keineswegs allerdings kühler als auf Seehöhe.
Nach den gröbsten Aufstieg, war die Steigung angenehmer wenn auch nicht flach. Viele Bananenpflanzen umzäunten meine Strasse und ich folgte lange Zeit dem Rakuru River. Ein brauner Fluss der sich durch das Tal schlängelt.
Bereits gestern konnte ich keine Lodge oder sonstige Unterkunft auf meinen verschiedenen Apps finden und bis Mzuzu sind es 150 Kilometer.
In Phwezi war ich dann so müde, das ich beschloss hierzubleiben. Mehrere Leute sagen mir, es gäbe keine Unterkunft hier. Die 3 einfachen Zimmer waren alle belegt an Arbeiter die vorübergehend hier waren.
Ich wurde zum Chief von diesem Ort weitergeleitet und er versuchte wirklich mit zu helfen. Allerdings offerierte er mir einen Campspot auf dem Dorfplatz. Ausgerechnet dort, wo am meisten los war. Eine Art Bar mit offenem Feuer und vielen Einheimischen war direkt vor mir. Keine Minute dort, war ich natürlich umzingelt von den Menschen aus dem Dorf.
Ich war so müde, das sich dachte ich müsse wohl oder übel hier bleiben.
Nach einigen Minuten Belästigung beschloss ich aber genügend Wasser zu kaufen und die Nacht lieber beim wildcampen in einem Strassengraben zu verbringen.
Ich schlich mich also davon. So gut es eben ging. So kann ich mich weder erholen geschweige denn eine Minute schlafen.
Kaum losgefahren, sah ich ein gepflegtes, eingezäuntes Grundstück etwas ausserhalb des Dorfes. Nachdem ich mehrere Verantwortlichen gefragt hatte, stellte es sich raus, dass es sich um eine Schule handelt und ich hier campen darf. Gleich neben der Security. Und es hat eine Toilette.
Die offizielle Erlaubnis bekam ich von Zondiwe, dem Headmaster der Schule, der sich wohl extra in Schale geworfen hat, als er von einem Swiss Girl gehört hatte. Jedenfalls stand ein schon fast respeteinflössender Schulleiter in Uniform plötzlich vor mir.
Er freute sich über mein Erscheinen und es war ihm unheimlich wichtig, dass ich einen sicheren Platz zum übernachten fand für Heute Abend.
Alles wunderbare Menschen hier. Ich fühle mich sicher.
Ach, wie bin ich froh mich entschieden zu haben nicht im Dorf selbst zu übernachten.
Ein Mann, der auch im Schulkomplex wohnte, hat mir später erklärt er habe mich im Dorf gesehen (wer nicht?) und gedacht es sei zu gefährlich für mich dort zu übernachten. Alle seien regelmässig betrunken und sie würden mich nicht in Ruhe lassen.
Ich schlief wunderbar in Sicherheit. Die Securities begrüssten mich herzlich am Morgen und Zondiwe, kam zur Verabschiedung vorbei. Er signierte mein Zelt und ich schenkte ihm meinen englischen Krimi den ich gestern Abend zu Ende gelesen habe. Er freute sich unheimlich darüber und ich war froh das eine Buch nicht mehr mitschleppen zu müssen.
Obwohl sich für mich jedes Gramm Buch lohnt.
Die Strasse war heute ein angenehmes Auf und Ab. Nie aber so richtig steil. Die Kilometer zogen nur so an mir vorbei. Die Gegend ist grün und gebirgig. Immer wieder ragt ein spitzer, kleiner Berg in die Höhe.
Es erinnert mich ein bisschen an eine Fahrt durchs Unterwallis. Sion vielleicht?
In zwei, drei Dörfern machte ich Halt. Ich weiss nicht ob es Zufall war oder es daran lag, dass es Sonntag war und auch die Afrikaner ihr Konterbier am Sonntag Morgen brauchten. Jedenfalls aber waren sehr sehr viele Männer betrunken.
Sie stanken nach selbstgebrautem Bier und Moonshine.
Ich bin nun kurz vor Mzuzu. Fand eine schöne Lodge, die zwar momentan noch keinen Strom hat, mir aber versichert wurde, dass er zurückkommen würde.
So lade ich meine leere Powerbank draussen mit meinem Solarpanel.
150 Kilometer sind die beiden Lodges entfernt. Dazwischen gab es Nichts dergleichen. Natürlich kann man immer irgendwo unternommen. Das war noch nie mein Problem.
Es ist aber schon irgendwie schön, wenn man Toilette und Strom hat.
Am Abend gesellte sich Raj wieder zu mir. Er hatte einen Monster-Tag hinter sich mit etwa 150 Kilometer und der krassen Steigung, die ich gestern hinter mich gebracht hatte.
Es waren nur rund 20 Kilometer bis nach Mzuzu. Ich habe auch hier eine schöne Lodge gefunden. Am Nachmittag lief ich zu der Mzuzu Mall, dort fand ich einen Supermarket. Vergleichbar mit Coop und Migros.
Ich fand alles was ich brauche. Kaffee, Wet-Wipes und Schoggi. Ja, sogar meine Lieblings Schweizer Schoggi.
Im TV läuft "The Cardashians" darunter liegt die Bibel auf dem Schreibtisch...
Beides bleibt von mir ungesehen.
Ich weiss noch nicht genau, was ich von dieser Stadt halten soll. Viel Polizei. Viel Gehupe der Autos. Jedoch ist es nebst Lilongwe, der Hauptstadt Malawis wohl die Einzige grössere Stadt die ich in diesem Land besuchen werde.
Gestern Abend, habe ich versucht mich für das E-visa von Zambia anzumelden.
Malawi ist schliesslich ein kleines Land und so lange werde ich wohl nicht mehr hier verbringen. Vor allem will ich nicht wieder so ein Theater wie bei der Einreise nach Malawi. Ich staunte nicht schlecht als mir bereits Heute Morgen das bewilligte Evisa zugestellt wurde.
Verdächtig problemlos und schnell wurde dies abgewickelt. Vor allem weil ich zwei Dokumente gar nicht hochladen konnte. Der Einladungsbrief einer Privatperson aus Zambia und die Bestätigung des Rückfluges.
Stattdessen habe ich einfach die Aussenseiter meines roten Schweizerpasses hochgeladen. Ich liebe ja meinen Schweizer Pass muss ich sagen.
Schweizer sind, warum auch immer, überall beliebt. Es muss am Geld liegen.
Egal. Hauptsache es erleichtert mein Reisen.
Da hat Raj schon mehr Probleme. Er will nach Malawi weiterreisen nach Mosambique und dann Südafrika. Anscheinend stellen diese beiden Länder grundsätzlich keine Visa an indische Staatsbürger aus.
Er muss also auf die Botschaft in Lilongwe und dort wohl vor den Officer auf die Knie fallen um doch irgendwie ein Visa zu bekommen.
Das einzige Problem, meiner Weiterreise ist; das die meisten Länder - aktuell jedenfalls Zambia und Zimbabwe eine Quarantänepflicht eingeführt haben. Die kann ich kaum umgehen. Ebenfalls wird in vielen afrikanischen Ländern diskutiert, nur noch geimpfte Personen ins Land zu lassen.
Zum Glück bin ich geimpft. Somit habe ich ein Problem weniger.
Aber 14 Tage alleine in einem Zimmer.. Ich hoffe auf Wifi... Eigentlich habe ich noch vor Vier Länder zu bereisen. Dies bedeutet im schlechtesten Fall, dass ich zwei Monate von meinen Sechs in Quarantäne verbringen werde.
Admit-Adopt-Appriciate heisst es wohl.
Da kann man nichts machen...
Dies ist halt die Geschichte meiner Afrika-Reise. Mit allem Drum und Dran... 2021...
Viele Gedanken sind in meinem Kopf. Wenn die Quarantänepflicht wirklich so weitergeht, überlege ich mir "nur" noch Zambia und Namibia zu machen.
Diese Länder sind, wenn auch nur mit einem schmalen Streifen miteinander verbunden. So könnte ich mir einen Monat Quarantäne sparen.
Zimbabwe und vor allem Botsuana würden mich sehr reizen zu bereisen. Das Gute am Älterwerden ist, man wird gelassener. Ich weiss das nichts was auf mich wartet in meinem Leben wegrennen wird. Ich werde die Länder, die ich will irgendwann besuchen können und wenn nicht. Dann hat es wohl nicht sollen sein.
Mal sehen wie sich die Lage entwickelt.
Wie gesagt, dies ist die Geschichte meiner Afrika Reise. Zu dieser und zu keiner anderen Zeit. Mit allem Guten und allem Schlechten was noch kommt.
Einmal mehr in meinem Leben komme ich zum Schluss:
Ich habe schliesslich nicht für einfach gefragt... Meine Anforderungen im Leben und beim Reisen sind; leben, spüren, riechen, sehen, schmecken, hören, lieben und Abenteuer...
Nicht einfach...
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Daniel Mira (Dienstag, 07 Dezember 2021 14:45)
Namibia super schön!!
Dort sind weniger die Menschen als die Wildtiere ein Problem!!!
Alles Gute auf deiner weiterreise. Verfolge deine Berichte mit grossem Interessen!