Der anstrengende Weg durch den Sand von der Makuzi Beach Lodge bis zur Hauptstrasse war mein Start in den Tag.
Dann aber lief es rund und die 70 Kilometer kamen mir gar nicht so lange vor.
Von den Besitzern der Lodge wurde mir gleich die nächste Lodge zum campen empfohlen.
Die Ngala Lodge ist ebenfalls direkt am See gelegen und hat supernette Besitzer. Ich campte am Strand und hatte den Lake Malawi und einen wunderschönen weissen, Sandstrand für mich alleine.
Vom baden im See wurde mir allerdings abgeraten. Zur Beginn der Regenzeit würden sie hier manchmal ein Krokodil sichten.
Nun gut, das mit der Regenzeit ist so ne Sache... Ich bin nun schon fast Zwei Monate in Afrika unterwegs und eigentlich ist immer gerade Regenzeit.
Ich erlebte es bis anhin aber nur zweimal, dass es geregnet hatte.
Kann so bleiben von mir aus.
Ich hatte die schönste Dusche seit ich in Afrika war. Genügend und warmes (richtig warmes) Wasser.
Patricia die Besitzerin erklärte mir, dass der Malawi Lake auch Calendar Lake genannt würde, weil er 365 Meilen lang und 52 Meilen breit sei und 12 Hauptflüsse zu ihm zufliessen.
Am nächsten Tag hatte ich so überhaupt keinen Nerv für Menschen.
Und es kam mir vor als würde ich wieder durch Tanzania fahren.
Nicht unbedingt die Männer die mich belästigen aber sehr viele "Give Money" Rufe.
Nach jedem Mzungu das ich hörte, stoppte ich und schrie "Afrikaneeer" zurück bis ihr Gesang vor lauter Verwirrung verstummte.
Nach jedem "Give Money" stoppte ich, stieg von Arby und sagte "Look at me, I'm on a Bycicle I have no Money"
Nach jedem "Hey" schrie ich "Hey Hey Hey" zurück.
Vielleicht war ich heute nicht unbedingt sehr nett aber es machte Spass in die verwirrten Gesichter zu schauen.
Vielleicht realisieren sie ja wie dämlich sie sich benehmen.
Die nächste Nacht verbrachte ich in der Rafiki Lodge und campte dort. Ich war der einzige Gast überhaupt und hatte deshalb Tisch, Stühle, Lounge, Pool, Dusche und Kevin der Receptionist für mich alleine. Kevin zeigte mir sogar noch das einen fast ausgetrockneten Fluss direkt am Gate vom Game Reserve und wir sahen einige Antilopen. Zum Glück keine Krokis.
Der nächste Stopp ist Nkothkota für mich. Wieder direkt am See.
Da sich Youssef entschieden hatte ebenfalls den Zug nach DAR zu nehmen wenn er in Tanzania ist, hatte er nun noch etwas Zeit und beschloss mich hier besuchen zu kommen.
Ich holte ihn von der Hauptstrasse ab und als wir in das Zimmer kamen, fehlten doch tatsächlich meine Turnschuhe. Ich habe sie draussen gelassen.... Naja weil ich den ganzen Tag in ihnen gefahren bin... Ihr wisst schon...
Ich glaubs nicht... wurden mir nun tatsächlich meine Schuhe geklaut?
Es sind gute Schuhe, keine Frage. Hier in Afrika sowieso. Asics Gel Trabuccos... Etwas zwischen Laufschuh und Trailrunner.
Immer noch in gutem Zustand...
Aber trotzdem....C'mon Africa...
Ich kann morgen auf dem Dorf Markt gehen und mir Neue kaufen. Vielleicht sogar meine Alten zurückkaufen... Weil Africa 😅...
Nein es ist hoffnungslos... Hier am Strand sind so viele Einheimische und Kinder. Keine Touristen.
Wir fragten aber trotzdem noch an der Reception nach ob sie was gesehen hätten und tatsächlich wurden mir meine blauen Schuhe über den Tresen gereicht.
Sie hätten sie in Sicherheit gebracht.
Lieb gemeint, aber mir auch einen riesen Schrecken eingejagt.
Bin froh habe ich meine Schuhe wieder.
Youssef und ich verbrachten also zwei Tage in Nkothkota am See und machten nicht viel anderes als im See zu baden, was einfach herrlich war.
Er zeigte mir einen Film, den ich nicht kannte und nun mein Lieblingsfilm ist.
"The boy who harnessed the wind" oder auf Deutsch "Der Junge der den Wind einfing" Eine Verfilmung einer wahren Geschichte von einem armen Jungen der ein ganzes Dorf vom Verhungern rettete. Er baute aus nichts als einem Fahrrad Dynamo, seiner Cleverness und Durchhaltewille eine Windmühle, welche Strom für eine Wasserpumpe erzeugt und somit die Felder in der Dürrezeit bewässern kann.
Der Film zeigt Afrika, Malawi und die Menschen mit ihren Talente so gut und die Geschichte spielte sich nur unweit von Nkothokotha ab.
Nach den Ruhetagen am Lake Malawi, war es nun Zeit wieder von Youssefs Abschied zu nehmen. Was nicht leicht war, denn ich hatte ihn wirklich in mein Herz geschlossen. Wenn sich unsere Wege nicht in komplett verschiedene Richtungen bewegen würde, hätte ich es mir vorstellen können etwas mit ihm zu fahren.
Doch we have roads to take and dreams to live....
Ich hatte vor heute die 15 Kilometer zum Game Reserve Gate zu fahren.
Dort muss ich irgendwie einen Hitch kriegen durch den Park. Denn in Nationalpark und Game reserves ist es leider nur in geschlossen Fahrzeugen erlaubt zu reisen.
Jedenfalls nicht mit Bike oder Motorrad.
Auf den 15 Kilometern hierhin haben mich nur Zwei Autos überholt. Es scheint eine sehr sehr ruhige Strasse zu sein. Aus Erfahrung aber weiss ich, wenn auf ein einer sehr wenig befahrenen Strasse ein Auto kommt, ist die Chance relativ hoch, dass es mich mitnehmen wird. Auf einem stark befahrenen Highway ist es meist viel schwieriger zu hitchen.
Nach etwa 45 Minuten, dann endlich ein Auto aber dies war mit 5 Leuten und viel Gepäck schon so überladen, dass ich ihnen Arby und mich nicht auch noch zumuten könnte.
Weitere etwa 30 Minuten später dann ein kleiner Lieferwagen mit offenem Deck. Perfekt. Mein Hitch. Und tatsächlich nahm mich Ernest mit.
Arby und das Gepäck aufgeladen, fuhren wir die Piste voller Schlaglöcher ab. Ernest, der Fahrer war aber geübt und kannte die Strecke auswendig. jedem Schlagloch wich er gekonnt aus und er führte mich so sicher durch das Game Reserve.
Er hielt sogar an den Stellen, wo sich oft Elefanten herumtreiben. Nur leider hatte ich kein Glück heute. Ich sah wie immer, nur Affen. Story of my life... Notiz an mich selbst: ich denke ich sollte ein Buch darüber schreiben....
Etwas ausserhalb des Gate setzte mich der Fahrer dann wieder ab und ich konnte wieder selber fahren.
Youssef hatte mir erzählt, dass er die original Windmühle aus dem Film besucht hatte.
Da mir der Film so imponiert hatte, wollte ich diesen Ort auch sehen und ich fuhr nach Wimbe, einem kleinen typisch Malawischen Dorf etwa 10 Kilometer off-road der Hauptstrasse.
Im Dorf angekommen traf ich süsse Kinder, die Spass hatten Selfies zu schiessen. Ich fragte mich durch, wo ich wohl die Windmühle von William finden könne und mir wurde geholfen. Von einem Jungen auf dem Fahrrad wurde ich sogar dorthin begleitet.
Und schon stand ich vor dem selbstgebrautem Windrad aus etwas Metall, etwas Fahrrad und viel angeeignetes Wissen aus Büchern von diesem kleinen, cleveren Jungen William.
Ich traf sogar seine Mutter Agnes und seinen Vater Trywell (welches ich übrigens einen wunderschönen Namen finde)
Ich hatte Glück, sogar William selbst war im Dorf.
Als ich wegfuhr schauderte es mich. Was für ein gebildeter Mann aus diesem Jungen geworden ist, der nicht in die Schule durfte. Es gibt so viele dieser Schicksale hier in Afrika.
Es zeigt, dass man einfach immer an sich glauben sollte und wenn man belächelt wird..."Story of my life 2.0?"
Trotz ziemlich vollen Programm heute fuhr ich immerhin etwa noch 60 Kilometer durch das wunderschöne Malawi, welches mein Herz erobert hat.
Ich liebe die Landschaft mit den vielen Hügeln und Berge.
Ich erreichte Kasungu heute Abend ein ziemlich grosser Ort. Ich denke ich werde noch zwei weitere Tage brauchen um nach Lilongwe, der Hauptstadt von Malawi zu kommen.
Ich unterteilte also meine Strecke in zwei Teile und übernachtete ziemlich genau in der Mitte der beiden Städte.
Beide Tage war der Himmel zum ersten Mal, weit ich in Malawi bin, bedeckt. Sogar etwas Schauer bekam ich ab. Nicht aber so schlimm, dass ich die Regenkleidung hätte anziehen müssen.
Die Temperatur war eigentlich ganz angenehm zum Fahren.
Irgendwie finde ich mich in Lilongwe noch nicht so richtig zurecht.
Die Innenstadt jedenfalls habe ich noch nicht gefunden.
Dafür einen guten und günstigen Camping.
Ich werde wohl Zwei oder Drei Nächte hier bleiben, denn ich habe einiges zu erledigen in dieser Stadt.
Einkaufen, PCR Test, vielleicht wieder ein Parket nach Hause schicken?
Es ist wohl für lange, langee Zeit die letzte so grosse Stadt in der ich sein werde. So wie es aussieht, wird nicht viel sein, wenn ich erst einmal in Zambia bin. Deshalb muss ich mir genau überlegen, was ich hier noch einkaufen und erledigen will.
Seit einigen Tagen machte Arby etwas komische Geräusche... Ich vermute es ist die Kette die ich nach 2500 Kilometer nun doch etwas nachziehen bzw. verkleinern muss, da sie sich auf all den Kilometern etwas geweitet hatte.
Dies habe ich nun bereits erledigt. Und ist erstaunlich problemlos gegangen. Verdächtig...
Das Geräusch ist weg und der Zug auf der Kette fühlt sich wieder besser an.
Auch meine schwarzen Hände werden hoffentlich wieder komplett sauber sein, wenn ich Lilongwe verlasse...
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