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Little Germany in Namibia

Bin ich überhaupt noch in Afrika?
Bin ich überhaupt noch in Afrika?

Da ich direkt an der Grenze übernachtet habe, war ich natürlich schnell am Grenzübergang. Ich war die einzige Touristin unter all den vielen Truckern.  Auch hier lief der Grenzübertritt problemlos ab. 

Ich bin also jetzt in Namibia... Unglaublich... Bereits mein Land Nummer Sechs auf meiner Afrika-Reise. 

Bis ich in Windhoek, der Hauptstadt Namibias ankommen werde, sind es noch einige Tage und wieder werden wohl nicht viele Übernachtungsgelegenheiten dazwischen liegen. 

Heute bin ich nur etwa 20 Kilometer von der Grenze gefahren und fand eine Campingplatz auf dem ich sogar kostenlos eine Nacht bleiben durfte. 

Bis nach Gobabis sind es noch Rund Hundert Kilometer. Diese waren aber einfach zurückgelegt. Es war flach und ich hatte Rückenwind. 

Es hat so gut wie keinen Verkehr und ich bin alleine auf der geraden Strasse unterwegs. Ich habe aber einige Tiere gesehen. Affen, Impalas und Buschschweine. So kam ich in Gobabis einem etwas grösseren Ort an und leistete mir ein schönes Zimmer, dass mit alten Landrover-Teilen ausgestattet war. 

Es fühlt sich komisch an. So vieles ist in Deutsch angeschrieben hier. Viele sollen auch noch Deutsch sprechen. Sogar alte VW Golf sind zu sehen. Vielleicht treffe ich ja hier meinen alten, weissen Golf 2 wieder denn ich so geliebt habe? 

Man verspürt immer noch deutlich, dass Namibia mal eine Deutsche Kolonie war. 

Der Einkaufskomplex ist unglaublich modern und man konnte so viele westliche Produkte finden. Ich bin wie geflasht und laufe, staunend und überfordert durch die Regale. Sehe Dinge, die ich schon längst vergessen habe. Wie Haar-Conditioner, Rasiergel und Gesichtscreme, Linsenflüssigkeit. 

Masken sieht man hier wieder weniger als in Botswana. Es ist nur in grossen Shoppingcenter Pflicht, ähnlich wie in der Schweiz. Die Menschen halten sich daran. 

Ich nahm mir vor, es etwas easy zu nehmen bis nach Windhoek. Zumindest wenn es die Übernachtungsplätze dies zulassen. 

So bin ich Heute nur etwa 45 Kilometer aus Gobabis raus gefahren bis zum nächsten Campingplatz.

Die Familie die den Campingplatz betrieb, half mir mit Tipps wo ich in der verlassenen Gegend von Windhoek bis Keetmanshoop übernachten könnte. So oder so werden wieder sehr sehr lange Strecken auf mich zukommen. In Windhoek werde ich mir Mal einige Tage Ruhe gönnen um meine Batterien wieder aufzuladen. 

Namibia aber gefällt mir sehr gut. Ich bin wohl einer der wenigen, die die Wüste so grün zu Gesicht bekommt. Trotzdem wurde ich bis jetzt vom Regen hier in Namibia verschont. 

Auch der nächste Tag wird ein langer werden. Die Familie vom Campingplatz schenkten mir Mangos und Datteln für die lange Fahrt. 

Gute 110 Kilometer habe ich heute zurückgelegt und dass auf ziemlich hügeliger Strecke. Die letzten 20 Kilometer fuhr ich einem Gewitter davon. Der Himmel wurde dunkel und man konnte den Regen sehen. Die Autos überholten mich mit wild wedelnden Scheibenwischer. Ich jedoch wurde nicht nass. 

Auf der IOverlander-App wurde von anderen Velofahrern ein Haus markiert, bei welchem man wohl übernachten kann. 

"Der Bahnladen" ist ein alter Eisenbahnwagen, der auf den stillgelegten Gleisen steht. Die Haltestelle "Seeis" ist also für mich mein heutiger Halt. Nach 110 Kilometer - völlig am Ende. 

Bennie der Besitzer ist sowas von einem Charakter. Er liebt alte Autos, Kaffee mit Whiskey zum Frühstück und hat den Eisenbahnwagen zu einem kleinen Shop ausgebaut. Dort kann man alles finden, was man so braucht. Seife, Brot, Zucker, Mehl und kalte Getränke. Neben seinem Haus, sind einige Farmen auf der Arbeiter leben und für die es zu teuer sein würde, die 60 Kilometer nach Windhoek öfters als sowieso schon zu unternehmen. 

Bennie streckte mich ein Bier hin und wir tranken dies zusammen währenddessen wir mit seinem Hund Max und seiner Katze "Tigerli" spielten. 

Ach, ich liebe Afrikaans. Es hört sich ähnlich an wie Holländisch und man kann so einiges verstehen. 

Bennie gab mir ebenfalls viele Tipps für meine Weiterreise.

Erstmals soll ich aber das "Joe's Bierhaus" in Windhoek besuchen. 

Man sein nicht in Namibia gewesen, wenn man nicht dort gewesen sei.

Es war kalt und verregnete mich während meines Abendessens. So legte ich mich bald schlafen. Ein paar Mal bin ich wegen des starken Regens und dem Donnergeräusch wach geworden. 

So war ich auch am nächsten Morgen nicht sonderlich erholt. Vielleicht hätte ich den Kaffee mit Whisky von Bennie eben doch annehmen sollen. Es waren nur noch etwa 60 Kilometer bis nach zur Hauptstadt Namibias, trotzdem habe ich diese noch unterbrochen. Ich war kaputt und übernachtete in einem Zimmer kurz vor Windhoek um mich zu erholen. 

Erst am nächsten Tag also erreichte ich Windhoek. 

Die Gebäude sind krass modern. Zum Teil schon richtig hässlich modern. 

Ich bleibe für einige Nächte im Urban-Camp. Ein toller Campingplatz, der mir von Allen und Ingrid empfohlen wurde. Die beiden Holländer habe ich gestern nur kurz getroffen als sie ihren Miet-Camper zurückgebracht haben nur unweit meiner Lodge.

Als ich nun beim Camping ankam, traf ich die beiden wieder und wir tranken einen Kaffee und tauschten uns aus. Sie schenkten mir eine südafrikanische Flasche Weisswein zum Abschied. 

Später nahm ich Arby um die Stadt zu erkunden. Es ist eine hügelige Stadt und man fühlt der Deutsche Einfluss sehr stark. Die Häuser sind sehr modern - richtig hässlich. 

Wieder sah ich Regalweise Linsenflüssigkeit. Es lacht mich richtiggehend aus... Das letzte Mal als ich Linsenflüssigkeit kaufen konnte, war nach einem halben Tag suchen in Nairobi. Zum Glück hatte ich damals Zwei grosse Flaschen gekauft. Seither wurde die Flüssigkeit nämlich nie wieder gesehen. 

Hier bekommt man wohl wirklich Alles. 

Später gönnte ich mir in "Joe's Bierhaus" ein Bier. Die Chefin machte mich aber darauf aufmerksam, dass ich Arby sicher nicht einfach draussen abschliessen könne. Es werde gestohlen und dann würde ihre Dekoration zerstört. 

Ernsthaft? Erstens bin ich nun durch das Dunkelschwarze Afrika gereist und niemand hat jemals Arby angefasst und nun hier im Prinzessinnenland Namibia, welches fast wie Europa ist, soll mir Arby gestohlen werden? 

Und Zweitens: Welche Dekoration? Etwa diese Holzwand? 

"You are a great artist" gab ich der blöden Deko-Kuh ironisch zur Antwort. 

So sehr ich en Luxus hier auch geniesse, bin ich ernsthaft schon wieder in einem Land in dem man sich über Dekoration Sorgen macht? 

Das wäre mir im schwarzen Afrika nicht passiert. Überhaupt, werde ich ständig gewarnt, dass ich mich vor Taschen - und sonstigen Dieben schützen solle. Nicht Nachts raus gehen (was ich sowieso nicht tue) Namibia fühlt sich für mich sehr sicher an. Ich weiss nicht ob ich einfach völlig abgebrüht bin oder die Menschen hier auch einen europäischen Sinn dafür haben was als gefährlich gilt und was nicht. 

Ich erholte mich Zwei Tage im Urban Camp in Windhoek. Es ist ein toller und günstiger Campingplatz der Zentral gelegen ist. 

Ich buchte mir einen Bus nach Swakopmund. Arby kann ich in der Zwischenzeit hier im Camp lassen. 

Das Gepäck darf ich am Morgen sogar zu Pierre auf seinen Platz Nummer 15 bringen. 

Pierre reist mit seinem Jeep seit Monaten durch Afrika. Er kommt aus Südafrika und hat schon viele interessante Reisen gemacht. 

Er hat mich mit Arby gesehen und ist eigentlich nur  für ein kurzes Hallo an meinen Zelt Platz gekommen. 

Es endete dann in interessanten Gesprächen zu dem Weisswein, den ich geschenkt bekommen habe. 

Swakopmund ist wohl einer der touristischsten Orten in Namibia, den man aber halt wohl gesehen haben muss. 

Früh Morgens, packte ich also meine Sachen zusammen, brachte sie im Dunkeln auf Pierre's Camp und bestieg den Bus mit leichtem Gepäck. 

Die Fahrt dauerte etwa Fünf Stunden und je weiter westlich wir fuhren, desto trockener wurde die Landschaft. 

Swakopmund liegt direkt in der Wüste und ist von Sanddünen umgeben. Natürlich werden viele Aktivitäten wie Kamelreiten oder Quadfahren angeboten. 

Da ich aber nur eine Nacht hier bleiben werde und eigentlich nur die Stadt sehen will, kümmert mich das herzlich wenig. 

Ich watete mit den Füssen im kalten, weissschäumenden Atlantik, lief durch die Strassen der unglaublich Deutschen Stadt. 

Ich fand einige tolle Antiquitäten und Thrift-stores, die ich natürlich allesamt auscheckte. 

Es fühlt sich aber irgendwie speziell an, überall Deutsch zu hören und lesen. 

In einem der Shops, fand ich deutschsprachige, alte Bücher. Ich liebe es in alten Buchregalen zu stöbern. Ich weiss nicht wie viele Bücher ich in meinem Leben bereits gelesen habe. Ich selbst besitze aber nur etwa 10 Stück. Ich bin der Meinung, Bücher gehören in den Umlauf. Ich liebe die Widmungen auf der ersten  Seiten zu lesen. "Für Dich liebe Hilde, Vielen Dank für die tolle Zeit 1963" "Weinachten 1972"

Ich frage mich dann was wohl die Hilde für eine Frau sein mag und wie um Himmels Willen dieses Buch nach Swakopmund, Namibia gelandet ist. Naja, ich frage mich das ja manchmal selbst.... Als ich das "Frühschoppen" - Plakat mit Weisswurstel und Bier an einem Schaufenster kleben sah, war mir klar, ich muss hier so schnell wie möglich wieder weg. 

Mein Bus zurück bräuchte dann aber Sieben Stunden. Unterwegs hat es so stark geregnet, dass wir viel langsamer vorankamen. Zu meiner Freude war aber Arby, sowie auch meine Taschen noch auf dem Camp. 

Nachdem ich Heute Morgen wieder Mal ein Paket nach Hause geschickt hatte - diesmal wieder mit der Post, merkte ich einmal mehr, dass das Hakuna-Matata-Afrika-Ding hier wohl vorbei ist. Diesmal musste mein Paket also unbedingt in einer Kartonbox verpackt sein, ein Plastiksack würde da nicht gehen (obwohl ich solche Pakete im Lieferwagen der Post durch den Schalter hindurch sehen konnte) Und ja, sie wissen nicht ob ich überhaupt alte Kleider schicken dürfe, sie meine doch dies sei nur mit Neuen erlaubt und dann könne der angegebene Wert von 20 USD doch unmöglich korrekt sein. Und das Haaröl welches ich sende, da sei sie sich auch nicht sicher...Ich konnte das Paket dann mit samt Inhalt schicken, nachdem ich es in einem Hinterhof gestohlenen Kartonbox gepackt habe. Alles in Allem aber sehr Deutsch und sehr kompliziert.... 

Ich mag ja unsere nördlichen Nachbarn und ich konnte schon unglaublich tolle davon kennenlernen aber ihr wisst wovon ich spreche... Ich rede von diesem Prototyp-Deutschen. Der - und das ist leider kein Klischee - die Liege mit dem Badetuch reserviert und sich eine Bockwurst zum Frühstück reinzieht und motzt weil sie nicht schmeckt wie zu Hause...Der, der überall auf der Welt Deutsch spricht und wehe das Gegenüber ist dieser Sprache nicht mächtig... 

Windhoek und Swakopmund war eine tolle Erfahrung. Modern und nach Viereinhalb Monaten schön wieder einmal so richtig westliche Dinge und Backwaren zu sehen und Essen aber es ist mir echt einfach zu "Deutsch" hier trotz den kross gebackenen Brötchen. 

 

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