Kaum hatte ich Clanwilliam verlassen, erwartete mich ein langer Aufstieg. Es war bereits früh Morgens sehr heiss und der Schweiss lief mir nur so runter. Die Gegend gleicht einer Fahrt durch die Toscana. Rebberge und liebliche Hügel mit trockenen Sträuchern.
In Graafwater war das einzige Hotel nicht in Betrieb, nur paar Kilometer ausserhalb des kleinen Dörfchens, fand ich aber eine Lodge, die von Aussen betrachtet zwar etwas runtergekommen und schmutzig aussah es aber dann keineswegs war.
Ich fahre nun östlich in Richtung Atlantischer Ozean. Dies war der letzte grosse Hügel um den gebirgigen Teil rund um den Cederberg zu verlassen. Was nicht heisst, dass es von nun auch keine Steigungen mehr gibt. Aus Erfahrung weiss ich, dass es um ans Meer zu gelangen immer rauf geht..
Als ich Heute Morgen aus dem Fenster meines Zimmers geschaut hatte, traute ich meinen Augen nicht. Ist das tatsächlich Nebel? Anscheinend schon. Es war auch nicht gerade sonderlich warm als ich losfuhr und bald bildeten sich kleine Tröpfchen auf meinen Wimpern und Armen. Erst spät lichtete sich der Nebel etwas. Als ich aber Elandsbaai erreichte, war das Meer immer noch mit Nebel bedeckt.
In Elandsbaai ist gar nicht so Elend wie der Namen sagt. Ich fand ein günstiges Hostel. Es riecht nach Meer. Unglaublich, meine Reise ist zwar noch nicht zu Ende aber ich stellte fest, dass ich den Kontinent Afrika zumindest schon mal quer durchfahren habe. Die Zeit die ich in Daressalam und Zanzibar verbracht habe am Indischen Ozean kommt mir einerseits wie gestern und andererseits schon lange zurück vor. Was habe ich alles erlebt dazwischen.
Ich verbrachte den Tag mit einem ausgiebigem Dünenspaziergang rund um die Bucht von Elandsbaai.
Als ich dann einen Drink auf der Terrasse des Hotels genoss kam ich mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch, die in Velddrif meinem nächsten Stopp lebten. Sie luden mich ein, die nächste Nacht bei ihnen zu verbringen.
Unerwartet musste ich nun am nächsten Tag einem Gewitter davonfahren.
Das Südafrikanische Wetter ist wohl unvorhersehbar. Es reichte nicht ganz um trocken nach Velddrif zu kommen. So stoppte ich in einem anderen Dorf und nutzte den trockenen Platz gleich um etwas zu Mittag zu essen.
Die letzten 10 Kilometer nach Velddrif blieb ich dann aber trocken.
Ich nahm das Angebot von Marina und Des gerne an, steuerte direkt auf ihr Heim zu und wurde herzlich willkommen geheissen. Marina ist ein bekannte und sehr talentierte Malerin. Ihr Spezialgebiet ist es vor allem die rudimentäre Landschaft des wilden Atlantiks einzufangen. Fischerboote, Wellen, Leuchttürme usw.
Des ist DAS Dorf-Original schlechthin. In seinem Leben hat er alles schon gemacht. Er hat mit Autos und Motorrädern gehandelt. Besass selbst mehr als 75 Motorrädern in seinem Leben. Ist mit einem Toyota-Corolla (Jg. 1985) inkl. Dachzelt durch halb Afrika getourt und hat mehrere Restaurants, Coffee Shops und Restaurant besessen.
Es ist eines der coolsten Paare die ich je kennengelernt habe.
Ich darf hier in einem eigenen Zimmer (eine Art ausgebaute Garage) übernachten.
Was für ein Glückstreffer ich wieder Mal gelandet habe. Aus einem einfachen Gespräch über meine Bluetooth-Tastatur ist einmal mehr ein unvergessliches Treffen entstanden.
Marina war arbeiten und Des fuhr mich in seinem kleinen, ausgebauten Bus umher. Er zeigte mir alles was es über Velddrif zu wissen gibt.
Besonders gut gefiel mir der Fakt, dass es 14 Pubs aber kein einziger Schuladen gäbe im ganzen Town. Ich finde auch, man sollte Prioritäten setzen... In so einem Pub verbrachten wir dann auch einige Zeit - es war ja schliesslich Freitag Nachmittag.
Die beiden grillierten für mich im "Braai Room" und wir verbrachten einen schönen Abend. Des ist ein begeisterter Töffahrer und als ich ihm von meiner Yamaha erzählte, bestand er darauf, dass wir beide zusammen eine Töff Ausfahrt machen.
Am nächsten Morgen montierten Des und ich also die Töff Ausrüstung und er stieg auf seine BMW und ich auf die Honda Crossmaschine. Biker Buddy's on Tour...
Es fühlte sich schnell an, endlich wieder Mal auf einem Töff zu sitzen und auf so einfache Weise vorwärts zu kommen. Aber ich habe schliesslich nur nach einfach gefragt.
Est machten wir einen Besuch im River Studio, dem Atelier von Marina. Ihre Gemälde sind einfach wunderschön. Gleich nebenan ist die Bokkom Produktion. Ein salziger Trockenfisch der wie Trockenfleisch gegessen wird. Er wird ausschliesslich in Velddrif gefischt und produziert.
Zusammen fuhren wir nach Vredenburg und von dort nach Paternoster. Leider blieb uns die schöne Sicht auf den wilden Atlantik Heute etwas verborgen. Wieder lag eine Art Nebeldecke über dem Wasser. Paternoster ist ein sehr touristischer, kleiner Ort. Wie alle kleine Dörfchen am Meer wird viel gefischt. Des und ich genossen einen Kaffee am Pier - wenn auch ohne Aussicht auf das Meer.
Nachdem wir uns kurz auf der Strasse "verloren und wieder gefunden" hatten, steuerten wir zum St. Helenas Bay zu.
Ich weiss schon warum ich normalerweise alleine unterwegs bin 😉
Es war ein toller Töff-Ausflug in die verschiedenen Küstendörfer. Überhaupt habe ich den Aufenthalt bei Marina und Des sehr genossen.
Südafrikaner sind so herzlich und gastfreundlich. Besonders in den Ländern Botswana, Namibia und natürlich hier in Südafrika sind es die Südafrikaner die Deine Geschichte hören wollen. Meist sind es selbst bewundernswerte Charaktere und Menschen die viel gereist sind und viel erlebt haben. Südafrikaner verbreiten eine riesige Coolness überall wo sie sind.
Am Sonntag beschloss ich dann weiter südlich zu fahren. Bereits seit einer Woche konnte ich auf meiner Wetter-app allerdings Regentropfen für Heute sehen.
Es wird schon nicht so schlimm sein dachte ich mir.
So verabschiedete ich von Marina und Des und fuhr los.
Der Regen war tatsächlich nicht sehr schlimm dafür aber der Wind.
Ich kam kaum voran. War nach 10 Kilometer bereits so verbraucht wie normalerweise nach einem ganzen Tag. Ich war komplett durchnässt und mir war kalt.
Eigentlich hatte ich Heute eh nur eine kurze Distanz von 40 Kilometern geplant. Nach gut der Hälfte dann allerdings fand ich eine Art Raststätte mit Restaurant und ich beschloss mich dort bei einem Kaffee aufzuwärmen.
Ich zog alles Trockene an, was ich bei mir hatte und fror immer noch.
Auf Google fand ich dann aber eine Unterkunft welche sogar noch 2 Kilometer zurück liegt, ich nahm diese aber gerne in Kauf. Schliesslich ist die nächste Unterkunft südlich immer noch 20 Kilometer entfernt und ausserdem werde ich wohl die einzigen 2 Kilometer Rückenwind meines Lebens fühlen wenn ich zurückfahre.
Es scheint als müsste ich mir die letzten paar Kilometer nach Kapstadt nochmals so richtig verdienen. Überhaupt ist Südafrika körperlich alles andere als ein lockeres Ausfahren.
Ich habe aber nie für einfach gefragt...
Biker buddy's